Brutbiologie der Nymphen

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Gefragt 31, Aug 2004 in Andere Sittiche von kabuske (33,500 Punkte)
Moin,

dieser Beitrag ist Teil der faq zur Zucht von Nymphen:
Zuchtgenehmigung :arrow: Vorbereitung auf die Zucht :arrow: Brutbiologie :arrow: Flügge - und nun?
[hr]


Paarbindung und Balz
Ein festes Nymphenpaar wird sich häufig kraulen und miteinander schmusen. Die Haubenfedern zum Beispiel befreien sie sich gegenseitig von den Hülsen und knibbeln überhaupt ständig im Gesicht des anderen herum.
Dieses Verhalten dient der Paarbindung und kann das ganze Jahr über beobachtet werden. Brutlust dagegen zeigt sich besonders deutlich am Hahn: Er stolziert imponierend mit leicht abgestellten Flügeln auf dem Volierendach herum oder reckt sich in die Höhe und pfeift dabei. Da es zum guten Ton einer Nymphendame gehört, ihn nicht gleich zu akzeptieren, dauert das Pfeifen an. Schließe der Nachbarn wegen die Fenster und übe dich in Geduld.
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Auf dem ersten Bild siehst du, wie Vanilla versucht, J.D. zu beeindrucken. Das interessiert sie natürlich nicht die Bohne. ;) Auf dem zweiten Bild klopft Vanilla auf die Sitzstange. Dieses Klopfen gehört ebenfalls zum Balzritual. Besonders schön scheppert es, wenn gegen das Käfiggitter geklopft wird. :roll:
Ernster wird es, wenn der Hahn leise Klickgeräusche von sich gibt. Dann hat er auf jeden Fall schon mal Interesse geweckt. Er sucht dann nach einem geeigneten Nistplatz und macht so deine Wohnung unsicher. Hat er einen gefunden, so pfeift er von dort aus und lockt seine Henne damit herbei. Ich rate dringend dazu, einen Nistkasten (ggf. mit Plastikeiern) anzubieten, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du hinter den Büchern Küken haben willst. Zumal Frau Nymph es sich nicht nehmen lässt, die Inneneinrichtung zu gestalten. Wenn sie das Nistkastenloch nach ihren Wünschen erweitert, ist das ja recht niedlich. Aber wenn sie dabei die Bücher erwischt, die du sorgsam im Regal stehen hast und diese zerschreddert, ist das ein recht teurer Spaß.

Tretakt - so heißt das bei Vögeln ;)
Nymphen sind nicht allzu diskret und die Hennen geben während der Paarung schnatternde Geräusche von sich, die nur allzu deutlich machen, womit die beiden gerade beschäftigt sind. Die Kopulation kann einige Minuten dauern. Der Hahn tritt die Henne, d.h. sitzt auf ihr und die beiden pressen ihre Kloaken aneinander. Zu lange Krallen seinerseits führen dazu, dass sie ihn abwirft. Tut weh, klar. Hat sie Krallen- oder Fußprobleme oder schwankt der Sitzast, so kann sie sich nicht halten und beide stürzen zu Boden.
Einige Hähne müssen üben. Mein Vanilla saß bei seinen ersten Versuchen immer quer auf seiner Thelma, die vor lauter Frust dann schon mal zugehackt hat.

[right]http://images-eu.amazon.com/images/P/0764110179.01.TZZZZZZZ.jpg[/right]Brutlustige Nymphen paaren sich mehrmals am Tag, sodass der Eindruck entstehen könnte, dass die Eier einzeln befruchtet werden müssen. Dem ist jedoch nicht so - das Sperma bleibt im Eileiter Tage oder sogar Wochen zeugungsfähig. Vriends (S. 124) berichtet von einer Henne, die nach der Ablage des ersten Eies vom Hahn getrennt werden musste, vier weitere legte, die alle befruchtet waren.

Eiersegen
Die Henne geht nun mehrmals täglich in den Kasten, verbringt jedoch zunächst noch den Großteil

ihrer Zeit außerhalb. Im Abstand von zwei Tagen werden - häufig am späten Nachmittag - vier bis sieben Eier gelegt. Einige Paare beginnen erst nach dem zweiten oder gar dritten Ei mit der Brut. Das ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Die Eier sterben dadurch nicht ab.
[left]http://lehramtsreferendariat.de/voegel/brutkasten1.jpg[/left]Nymphen teilen sich das Brutgeschäft: Meist ist der Hahn tagsüber im Kasten, die Henne nachts. Häufig allerdings - und das ist wirklich ein schlagendes Argument für einen großen Nistkasten! - sind sie beide darin. Eine meiner Hennen bleibt im Kasten: nachts allein, tags mit ihrem Partner. Sie kommt nur am späten Nachmittag heraus, um Kot abzusetzen und sich einmal zu strecken.
Hier siehst du das Abwehrverhalten, dass die Eltern an den Tag legen, Eier und Küken zu schützen. J.D. sitzt auf den Eiern und fächert den Schwanz gewaltig auf und macht sich riesengroß. Dabei schwankt sie leicht hin und her und faucht dazu. Tintin ist außerhalb des Kastens und randaliert, auf dass die Kamera wieder verschwinde:
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Kannst du wirklich so viele Jungvögel unterbringen, wie es Eier sind? Ggf. solltest du einen Teil der Eier austauschen. Achte dabei darauf, dass du aufeinanderfolgende Eier übrig behältst. Ist der Altersabstand zwishen den Küken zu groß, wird häufig das Jüngste buchstäblich zu Tode gedrückt. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, Plastikeier zusätzlich unterzuschieben, die dem Kleinsten etwas Luft verschaffen, weil die Älteren nicht allzu fest auf ihm sitzen können.
Solltest du die Eier markieren wollen, nimm bitte einen weichen Bleistift dafür. Ein Edding markiert natürlich besser, aber die Dämpfe können den Embryo abtöten.

Schlupf
18-21 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Küken, du kannst also alle zwei Tage mit einem weiteren Küken rechnen. Es scheint so zu sein, dass viele Küken nachts oder in den frühen Morgenstunden schlüpfen.
Die Küken lassen schon aus dem Ei von sich hören. Häufig wird dann das vermeintlich in Not geratene Küken aus der Eierschale befreit. Zu frühes Eingreifen kann jedoch mindestens genauso schädlich sein und zum Verbluten des Küken führen. Ich neige dazu, der Natur ihren Lauf zu lassen. Bei wildlebenden Nymphen verlassen aus jeder Brut vielleicht ein oder zwei Küken den Kasten. Das ist eine Rate, die in Gefangenschaft fast immer übertroffen wird - aber du wirst es selten schaffen, aus jedem befruchteten Ei ein Küken heranwachsen zu sehen.

Jungenaufzucht
[right]http://lehramtsreferendariat.de/voegel/aleph1.jpg[/right] Die Arbeitsteilung während der Brut erhalten die Eltern auch bei der Jungenaufzucht aufrecht. Sie füttern die Jungen (deren Bettellaute dich in den nächsten Wochen begleiten werden :)) und hudern sie, d.h. sie nehmen sie unter ihre Fittiche und wärmen sie. Erstaunlicherweise achten sie anscheinend dabei nicht auf die Temperatur, sondern auf das Alter der Küken. Irgendwann hören sie damit auf - unabhängig davon, wie warm oder kalt es ist.

Handaufzucht?
Der Gedanke an absolut zahme Tiere verleitet immer wieder Menschen dazu, Küken von Hand aufzuziehen. Auf die grundsätzliche Frage, ob dies sinnvoll ist, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. erwähnt sei jedoch, dass von Hand aufgezogene Nymphen häufig unter Verhaltensstörungen leiden, besonders die Fähigkeit, selbst Junge großzuziehen ist beeinträchtigt. Hinzu kommt häufig eine nahezu lächerlich starke Bindung an den Menschen (Möchtest du gern allein auf's Klo?), die oftmals nur schwer wieder gelöst werden kann.
Aber unabhängig von Nutzen oder Schaden ist
es einfach verflixt schwierig, Küken ohne Eltern großzuziehen. Ich möchte dringend davor

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2 Antworten

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Beantwortet 31, Aug 2004 von Asterix (50,140 Punkte)
Habe mir deinen Bericht gerade ausgedruckt, werde ihn in der Bahn auf dem Heimweg lesen. Soviel Zeit habe ich auf der Arbeit dann doch nicht. :D

Liebe Grüße,
Astrid
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Beantwortet 1, Sep 2004 von Asterix (50,140 Punkte)
Ein großes Lob von mir, dein Bericht ist sehr gut zu lesen.
Setzen, eins. :D

Liebe Grüße,
Astrid
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