Angewöhnung
Da das Wort ?Verhaltensmuster? in letzter Zeit öfter aufgetaucht ist, wollte ich mal ein schönes Beispiel als Erläuterung zeigen. Winnie eignet sich hervorragend dazu. Sie ist auch der Grund, warum ich mich überhaupt damit beschäftigt habe. Und in unserer Sozialisierungsstunde im Verein, in der ich von unserer Trainerin und Hundepsychologin tatkräftigst unterstützt werde, wiederholt es sich immer wieder. Also:
Dass Winnie vor allem und jedem Angst hatte, ist mittlerweile bekannt. Genauso hatte sie Angst vor anderen Hunden, selbst vor einem Rehpinscher versteckte sie sich. Hundesprachlich hatte sie auch nichts drauf ? dachten wir, tatsächlich war sie nur nicht in der Lage, sich in einer Stresssituation wie ein Hund auszudrücken oder die Signale der anderen Hunde wahrzunehmen. Und Stress war immer.
Wir hatten in unserem Ort eine riesige Grünfläche, auf der sich die Hundebesitzer trafen. Dort fuhren wir regelmäßig hin. Wir unterhielten uns mit den anderen Besitzern, und die erklärten uns, dass Winnie lernt, mit den anderen zu spielen, wenn wir sie nur oft genug mit denen zusammen bringen. Das regeln die unter sich, denn sie wären sehr sozial, es wären keine aggressiven Hunde dabei. Was stimmte.
Als Winnie sich also hinter uns versteckte, traten wir beide einen Schritt zur Seite, der eine nach links, der andere nach rechts. Wir wollten ja, dass sie Kontakt hatte mit den anderen Hunden, was natürlich nicht ging, wenn sie sich versteckte. Sie schaute uns verwirrt an, weil sie auf einmal ohne Schutz da saß, setzte sich noch mal hinter mich, und ich machte noch mal einen Schritt weg (womit wir ihr, so ganz nebenbei, beibrachten, dass sie bei uns keinen Schutz zu erwarten hat. Diese Erfahrung hat sich festgebrannt bei ihr.). In dem Moment kamen mehrere Hunde angerannt. Sie wusste vor Schreck gar nicht, was sie machen sollte, es war eine wilde Szene, weil alle die Neue begrüßen wollten. Sie rannte dann irgendwann einfach los, und die anderen hinterher.
Winnie ist sehr schnell trotz der kurzen Beine, und sehr bewegungsfreudig. Nach den ersten Runden stellte sie fest, dass es Spaß macht, so zu rennen, und dass ihr allem Anschein nach auch nichts geschieht dabei. Wenn wirklich mal einer von den anderen Hunden (meistens waren es so um die 10) schneller war, schlug sie Haken wie ein Hase. Was für ein Anblick: Eine rennende Winnie, eine Meute von Hunden hinterher, und ihr Schwanz war nicht eingezogen! Für uns war das ein echter Glücksmoment, weil wir sie bis dahin nur zurückhaltend und mit angelegter Rute kannten.
Wir fuhren fast täglich zu dieser Wiese, lernten die anderen besser kennen und auch deren Hunde. Und Winnie hatte Spaß und sprühte vor Lebenslust, für sie fand dort das unbeschwerte Leben statt. Die anderen stellten sich schnell darauf ein, dass da der bekloppte Hund kommt, der es toll findet, dass man hinterher rennt. Hatte mal kein Hund so richtig Lust dazu, hüpfte und sprang Winnie um ihn rum und forderte ihn lautstark auf, wenn er immer noch nicht wollte, stupste sie ihn auch mal am Hintern an. Wenn er dann so richtig genervt war, rannte er doch hinter ihr her, warum, war ihr egal, er erreichte sie ja doch nicht, also konnte ihr auch nichts geschehen. Sie wurde immer wilder und vehementer in ihren Aufforderungen, da sie aber nicht aggressiv ist, sahen die anderen Besitzer großzügig drüber weg. Wenn es zu viel werden würde, würden die anderen Hunde es ihr schon zeigen, war die Meinung wirklich aller, und das waren eine Menge. Wir als Unwissende akzeptierten das, wir waren ja froh, dass wir mit Winnie weiterkamen.
Für Winnie verknüpften sich einige Dinge: Glücksgefühl und Sicherheit mit Lautsein und Rennen. Nach dem Motto: Bin ich laut und schnell, passiert mir nichts. Das hatte sie schon am ersten Tag kapiert, und wir taten alles, um es zu vertiefen. Mit bestem Gewissen. :rolleyes:
Wir brachten Winnie, so oft es ging, mit anderen Hunden zusammen: Morgens traf ich mich im Wald mit einer Gruppe zum freien Spielen, abends ging Michael mit ihr zur Wiese, auf der die anderen Hunde waren. Jeder, der Winnie kannte, machte sich nichts aus ihrem Lautsein, im Gegenteil, es wurde gelacht über die wilde, verrückte Hummel. ?Sie wird es irgendwann schon lernen, wenn sie nur genügend mit anderen Hunden zusammen kommt?, das war der allgemeine Konsens.
Eigentlich hatte Winnie immer noch nicht gelernt, eine nette Konservation zu haben mit Ihresgleichen. Sie rannte im wahrsten Sinne des Wortes ihren Problemen davon. Interessanterweise machten fast alle Hunde mit, sie wurde seltenst zurechtgewiesen. Nur unsichere Hunde verstanden nicht, dass dieser laute Vierbeiner harmlos war, alle anderen ließen sich ihr wildes Getue gefallen.
Sobald Winnie einen anderen Hund sah, hörte oder roch, war kein Halten mehr, sie wollte hin, lautsein und rennen. Auch, wenn die Leine dran war. Da ihre Reaktionszeit extrem kurz ist und ich nun mal nicht so eine gute Nase habe (die Hunde konnten auch quer durch den Wald gerochen werden), flog ich so manches mal hin. Sie rannte dann einfach los, ohne jede Vorwarnung. Jippie, ein Hund, nichts wie hin! Sie schlich sich an oder rannte den anderen Hund um, laut bellend und anstupsend, wenn er nicht wollte. Wer uns nicht kannte, dachte wirklich, da kommt eine wilde Bestie, die noch nicht gefrühstückt hat. Wer sie kannte, ließ sie einfach links liegen.
Übertragung auf andere Bereiche
Das war ihr Verhaltensmuster, an dem sie sich festhielt, denn sie machte nur gute Erfahrungen damit: Lautsein = mir passiert nichts. Wer wollte es ihr verdenken? Problematisch war nur, dass sie dieses Muster auf immer mehr Bereiche verteilte: Immer, wenn ein Problem auftauchte, vor dem sie nicht wegrennen konnte, wurde sie laut und heftig. Reichte das nicht, wurde es immer wilder. So auch bei Besuch: Die ersten Wochen verkroch sie sich. Als das Muster drin war, fing sie an, den Besuch zu verbellen, dann rannte sie ihm wild bellend entgegen, die Krönung war dann das am-Besuch-hochgehen und die Zähne auf den Arm setzen. Kam keine Reaktion, war sie vollkommen verwirrt, zog den Schwanz ein und floh.
Wir waren entsetzt, so einen aggressiven Hund zu haben. Mittlerweile hatten wir in einem Verein mit Unterordnung angefangen. Der Ausbilder für Fortgeschrittene sah sie sich eine Stunde an. Ratschläge wie ?Nicht auf die Coach lassen, Futter wegnehmen können, vor ihr durch die Türgehen? usw. konnte er uns machen, wusste aber auch nicht weiter, weil das alles und noch viel mehr sowieso kein Thema war. Wir probierten aus, was uns empfohlen wurde, und alles wurde immer eine längere Zeit versucht: wenn Besuch kam, wurde die Schnauze zugehalten, oder am Nacken gepackt und geschüttelt, der Höhepunkt war der sogenannte Alphawurf: Michael warf sie auf den Rücken und hielt sie dort, mit Griff am Hals, fest. Eigentlich so lange, bis sie aufgibt, er hörte aber nach ungefähr 20 Minuten schweißgebadet auf, denn sie tobte weiter ? mit einem Schwanz, der bis zur Schnauze eingezogen war. Sie war blind vor Panik und wusste gar nicht mehr, was geschah.
Gassigehen ? eine Tortur
Winnie wurde in unseren Augen immer unberechenbarer. In der Nähe unseres Grundstücks konnten wir sie nicht mehr frei laufen lassen, weil sie wie eine Furie hinter Fremden herlief und laut bellend und geifernd vor denen herumsprang. Wenn es dunkel wurde, suchte sie schon am Ende der Straße die Fußgänger, um sich abzureagieren, obwohl sie natürlich an der Leine war. Ein entspanntes Gassigehen war nicht mehr möglich, wir suchten mit den Augen ängstlich die Straße ab.
Von einem Miteinander beim Gassi konnte keine Rede sein, eher war es ein Nacheinander. Die ersten Wochen tappte Winnie gottergeben vor uns her, d
Fortsetzumg:
Gegenmaßnahmen
Insgesamt drei Trainer hatten wir mit der Zeit, und alle hatten die gleiche Antwort: Unterordnung und Abgewöhnen. Das Ganze ging über Monate, die Befehle saßen 1A, das Theater bleib das Gleiche. Wurde irgendetwas gegen den Auslöser unternommen, ihre Unsicherheit?
Als ich anfing, mein Hirn einzuschalten, fing ich erst an, die Bindung aufzubauen. Dann, ihre Ängste abzubauen, bzw. ihr zu zeigen, dass ich auf sie aufpasse. Außerdem akzeptierte ich ihre Individualdistanz, d.h. den Abstand, ab dem sie nicht nach dem anderen Hund gierte. Der war groß 😀 . Ich schlug mich in die Büsche und beschäftigte sie dort, während der andere Hund an uns vorbei ging. Dieser Abstand wurde mit der Zeit immer kürzer. Inzwischen darf ein Hund auch auf uns zukommen. Sie macht zwar immer noch ihren Sprung hin (der ist aber wirklich nur einen Sprung lang und nicht 50 Meter), sie macht dann aber keinen Beller mehr, sondern begrüßt freundlich, wie es sich gehört: Schnuppern, wegdrehen, Pieseln, schnuppern. Und geht dann weiter!
In der Spielstunde (ach, hätten wir die doch von Beginn angehabt) arbeiten wir ebenfalls daran. Wird sie laut bzw. mobbt sie, drängen wir uns dazwischen und splitten, wie Hunde es machen, um Streit zu vermeiden. Es wird nicht geschimpft, es wird höchstens gelobt, wenn sie ablässt. So hat sie schon einiges gelernt. Selbst mit Hunden, die sie früher gemieden hat, kommt sie jetzt klar, zeigt ihnen, dass sie sich nicht für diese interessiert, und gut ist.
Wir haben Winnie in der Vergangenheit viel Zeit gegeben, ihr Verhalten zu lernen, es sitzt wie eine 1. :rolleyes: Ob wir es je wieder wegbekommen, ist die Frage. Hat sie zuviel Stress, kommt es schlagartig wieder hoch. Es gibt andere Hunde in unserer Gruppe, bei denen wir das Gleiche beobachten. Andere Hundebesitzer, die von unserer Gruppe gehört haben, die Möglichkeit nutzen und rechtzeitig kommen, bevor das falsche Verhaltensmuster eingebrannt ist, haben mehr Erfolg: Ihre Hunde zeigen zwar ebenfalls falsches Verhalten, schaffen aber noch rechtzeitig die Kurve.
Das ist weider mal eine sehr interessante und vor allem lehrreiche Erfahrung.
Und es ist toll, dass du sie mit uns teilst.
Ich persönlich kann daraus lernen und hoffe und freue mich auf eine Frotsetzung.
Hallo Nadja
Die Fortsetzung passte nicht mehr rein, weil der Text zu lang war. Sie hat sich mit dir überschnitten.
Danke für den ehrlichen Bericht mit Winni.
Es ist teilweise wirklich heftig, auf was man alles achten muss, im Prinzip entscheidet eine Handlung in welche Richtung der Hund geht: Entscheidet man richtig, hat man irgenwann einen selbstsicheren Hund, entscheidet man falsch, wird der Hund in seiner Unsicherheit bestärkt.
Dafür das sie euer Ersthund ist und dann noch aus dem Tierheim, hast du aber nicht soviel falsch gemacht bzw. es rechtzeitig erkannt. Fehler machen wir alle, die einen mehr, die anderen weniger. Aber ich schätze Menschen, die es erkennen u. daran arbeiten.
Ich habe mir angewöhnt, auf mein Bauchgefühl zu hören, auch wenn manchmal jemand sagt, dass das völliger Mist ist, so hat es mich doch niemals getäuscht.
Hallo Marion!
Danke für den Beitrag, habe ich angelesen habe zum vollständigen Lesen gerade aber keine Zeit.
Melde mich dazu morgen nochmal!
Gruß SilkeS:
Ich hab ganz vergessen, den Ablauf einer Spielstunde zu erklären, bzw. wie ein Hund aufgenommen wird:
Der Besitzer ruft an. Manchmal hat der Hund Jagdtrieb oder ist einfach noch nicht so weit im Gehorsam, dass er frei laufen darf, er soll aber die Möglichkeit haben, mit anderen Hunden zu spielen. Meistens haben die Hunde aber ein Problem mit Ihresgleichen. Ich frage erstmal ab, wie der Hund sich verhält und ob schonmal etwas vorgefallen ist. Habe ich Bedenken, muss er erstmal von einem Trainer in einer Einzelstunde inspiziert werden. I.d.R. macht das unsere Trainerin, die mit mir zusammen die Spielstunde leitet. Meistens merke ich aber schon im Gespräch, dass der Hund nicht aggessiv ist, sondern nur laut, manchmal auch sehr laut. 😀
Der Hund kommt zu seiner ersten Stunde früher als die anderen, so können wir ihn schonmal sehen, und er kommt nicht in ein fertiges Rudel rein, wodurch schon Stress vorprogrammiert wäre.
Wir sind mindestens zwei Aufsichtspersonen, meistens zu dritt. Nur wir greifen ein, wenn etwas zu regeln ist. Es gilt eine Regel, die ich jedem zu Beginn sage:“Wenn etwas passiert, nicht eingreifen, nicht den Hund rufen. Es wird sonst zu unruhig, der Hund bekommt noch mehr Stress. Wir regeln das.“ Den Mund zu halten ist eine sehr schwere Übung, ich weiß, wovon ich rede, mein Hund steht ja auch auf dem Platz. 😉
Wir beobachten die Hunde, wie gehen sie miteinander um, wo liegen die Probleme. Nach der Stunde diskutieren wir, was wir gesehen haben, und überlegen, bei wem wir was machen müssen. Hat ein Hund zu viel Stress und schafft es nicht, davon runter zu kommen, müssen wir uns was überlegen. Manchmal stellt sich im Gespräch mit dem Besitzer heraus, dass der Hund im Alltag mit bestimmten Situationen Probleme hat, die vermeidbar sind. Oder andere Hunde in der Gruppe sind, aus welchem Grund auch immer, zu viel für ihn. Da wir inzwischen schon 2 Gruppen haben, können wir die Hunde verschieben, so dass es wieder besser passt.
Zeigt ein Hund ein unerwünschtes Verhalten, so gehen wir dazwischen und unterbrechen es. Dafür habe ich einen Stock in der Hand. Er dient als Verlängerung meines Armes. So kommt mein Arm nicht mal versehentlich zwischen die Zähne. Außerdem sind manche Hunde sehr schnell, da ist eine Verlängerung nicht schlecht.
Durch den Abbau der Stresssituationen und das konsequente Unterbinden des falschen Verhaltens kommt der Hund aus seinem falschen Verhaltensmuster raus. Das klappt tatsächlich. Bei dem einen früher, bei dem anderen später.
Klasse Bericht, Marion. Leider ist es immer noch so, dass die meisten Trainer nach Schema F arbeiten und wenn ein Hund da nicht reinpasst, ist er halt dominant und kriegt bis an sein Lebensende Leinenzwang. Ich hatte zum Glück gleich zu Anfang eine Trainerin,die Lenas Problem erkannt hat und mir helfen konnte.
Hallo MArion!
Habe deinen Bericht gestern noch im Zug auf dem Heimweg gelesen.
Die Story hattest Du mir ja mal am Telefon berichtet.
Zwei Sachen will ich dazu mal sagen:
Mache ich ja auch, nur, daß ich Eika an eine Laterne oder einen Baum binde und ablenke!
Klappt bei uns ca bei einem Hund im Monat oder bei Welpen.
Gruß SilkeS.
Hallo Silke
wie lange machst du das schon?
Ich mache es seit Monaten. Und die Monate davor, in denen sie gar keinen Kontakt zu Hunden hatte wegen der Borreliose, die muss ich auch noch dazuzählen, weil sie auch da schon rausgeholt wurde aus dem Verhalten. Macht zusammen ungefähr 15 Monate.
Es dauert lange. Ob es ganz verschwindet bei so einem festgebrannten Muster, ist die Frage. Aber es wird deutlichst besser. Da ist Geduld gefragt. Ich habe mir immer gesagt, dass mein Hund nichts dafür kann und sich sicher wohler fühlen würde, wenn sie diesen Aufstand nicht nötig hätte. Und genau das kann ich jetzt immer öfter beobachten. Ich wurde schon mehrmals gefragt, wie alt sie inzwischen wäre, weil sie so ruhig geworden wäre. Sie wurde nicht ruhiger, sie hat es nur nicht mehr (so oft) nötig, sich so bescheuert aufzuführen. 😀
Ich wurde sogar schon mehrmals gefragt, ob sie gewachsen sei. Es ist ihre andere Haltung, die sie so wirken lässt. Witzig, oder?
Hallo Marion!
In der Tat ist das Witzig, daß man sowas so beobachtet.
Ich habe Kontakt mit einer, die sagt, ich sollte unter einem dreiviertel jahr garnichts erwarten …
Gruß SilkeS.
Erwarte gar nichts, dann wirst du nicht enttäuscht. Sondern freu dich über jeden Fortschritt, den du siehst, dann wirst du dich oft freuen. :nicken:
Und bei einem Rückfall frage dich, was schief gelaufen ist. Es liegt dann nicht an Eika.
Eine Anekdote will ich noch loswerden, weil da ein weltberühmter Mann mitgemacht hat 😀 . Kann sein, dass ich dir das schon erzählt habe.
Es war einmal die Weltmeisterschaft in unserem Lande. Zu der Zeit war es sehr heiß. Es gab jeden Abend ein Gewitter, wenn es nicht gewitterte, dann gab es Feuerwerk, denn irgendein Land gewann jeden Tag, und das musste gefeiert werden. Unsere Winnie drehte in diesen Wochen vollkommen ab.
Wir besuchten zu dieser Zeit einen uns fremden User eines anderen Forums, weil der etwas verkaufte. Ich ging frohgemut, mit Winnie an der Leine, auf den Mann zu, und Winnie ging ab wie eine Rakete, tobte, bellte den Mann an und stand dabei auf den Hinterbeinen. Zwar an der kurzen Leine, aber es war ein tolles Bild. :rolleyes:
Ich lernte daraus, dass ich nach Stresssituationen immer auf meinen Hund achten muss, was sich bei mir eingebrannt hat, dieses Verhaltensmuster werde ich nicht mehr los. 😀
Wenige Tage später ging ich mit ihr im Wald Gassi. Weit hinter uns sah ich einen Mann kommen. Ich konnte erkennen, dass er nicht mehr der allerjüngste war, schlank, gut zu Fuss. Weil keine Abbiegung kam, rief ich Winnie zu mir. Sie schlurfte an (die Hitze war für sie wegen der Borreliose heftig), ich legte sie ins Platz. Der Mann kam näher, und ich achtete nicht mehr auf ihn, sondern kümmerte mich um Winnie (ich hatte sie also aus der Situation rausgeholt, bevor sie überhaupt begann). Ich bückte mich und holte im Zeitlupentempo ein Leckerli raus. Winnie war auf meine Hand konzentriert und interessierte sich nicht die Bohne für den Mann. Bis, ja bis der Gute neben uns stehenblieb und sich auch noch runterbückte, zu uns hin. Von Winnie kam ein leises Grrrrr. Von mir kam ein ebenso leises NEIN, ich holte nochmal langsam ein Leckerli raus, um sie abzulenken, und sagte dabei“Würden sie sich bitte hinstellen, sie hat Angst“. (Das wirkt immer 😀 ) Dabei drehte ich den Kopf –
und sah direkt ins Gesicht von Franz Beckenbauer. Er stand auf, Winnie bekam noch ein Leckerli, und ich konnte mich dann auch hinstellen, und wir unterhielten uns über Hunde, denn er hat auch zwei Schäferhunde.
Also: An der ersten Situation war ich Schuld, ich hatte nicht darauf geachtet, dass es zu eng für sie wurde, und sie holte ihr übliches Schema wieder raus. In der zweiten Situation konnte ich durch Voraussicht dafür sorgen, dass sie sich nicht bedrängt fühlte, und das bisschen (sein runterbeugen) konnte ich dann lenken.
So lernt man Leute kennen.
Gröööhl… Die Story kannte ich noch nicht. Stell sich einer vor, Marion hätte Winne nicht so gut im Griff und Beckenbauer wäre von ihr gezwickt worden, …das wäre eine tolle Schlagzeile in der BILD gewesen.
Aber nun im Ernst. Ich hatte gestern eine änliche Szenerie. Seit Monaten treffe ich beim Gassigehn immer mal wieder auf einen Mann, der mich dann wahnsinnig zutextet und meint er müsse Kenai permanent streicheln und knuddeln. Kenai will aber nicht geknuddelt werden, sie ist ja kein Plüschhund! Also ich sah den Mann, warf Kenai ein Steinchen in die Wiese, wonach sie promt suchen ging und schon war der Mann auf meiner Höhe und textete mich wieder zu. Kenai befand sich da gerade auf dem Rückweg zu mir. Ich machte also mit der Hand die typische antrainierte Bewegung für Platz, was sie auch sofort ausführte, dann kam die Handbewegung für Bleib. Auch das registrierte Kenai und blieb genau an der Stelle liegen. Weit genug weg von dem Mann um nicht bedrängt/gestreichelt oder geknuddelt zu werden. Der Mann war wie vom Donner gerührt, da von mir ja kein einziger Wortbefehl kam. Dann textete er mich weiter zu! Kenai lag immer noch! Er behauptete, er würde Kenai dazu kriegen, mit ihm zu gehn und mich stehn zu lassen!! Hahaha guter Witz! Da ich mir dessen sicher war, dass Kenai das nicht machen würde, meinte ich nur: Probieren Sie´s! Hinter seinem Rücken wieder wortlos das Handzeichen BLEIB. Mit der anderen Hand der Griff in meine Jackentasche mit den Leckerli. Kenai rührte sich keinen einzigen cm. Der Mann lockte, rief, egal! Kenai blieb liegen. Das reichte! Er zog murmelnd von Dannen und lässt uns hoffentlich in Zukunft in Ruhe!!! Als er weg war bekam Kenai das auflösende Wort, na komm und ein dickes Leckerli, weil sie so brav war. Das muss ich jetzt nur noch im Zusammentreffen mit anderen Hunden üben, dass sie darin auch sicherer wird. Mit einigen klappt es schon ganz gut, auch da hat sie sich extrem gut gemacht! 🙂
Hallo Susanne!
Respekt !
Scheinst mit Deinem Hund ja 1A klar zu kommen 😀
Von so einem Verhalten sind wir noch MEILENWEIT entfernt…
Ich glaube ich rede mich Euch erst wieder, wenn Eika perfekt hört – falls sie es jemals tut 😉
Gruß SilkeS.
Du musst sagen, wir sind auf dem „besten“ Weg dahin, hört sich doch viel positiver an 😉
Perfektes Gehorsam hat kein Hund, meiner auch nicht u. das muss er auch nicht. Und zu deiner Beruhigung meiner hat letztens anstalten gemacht zu einem anderen Hund zu rennen um mit ihm zu spielen oder was auch immer, war für mich auch kein Drama weil ich ihn gerade noch erwischt habe 😀 Und meiner hat auch schon mal angefangen zu raufen, es gibt sicherlich noch mehr Patzer die uns passiert sind, weil ich nicht aufgepasst habe.
Übrigens ich kenne „schlimmere“ Hunde wie Eika, das wird schon werden. Wir haben hier alle keinen perfekt erzogenen Hund bekommen, darfst also noch weiter mit uns reden 😀
Ansich lege ich hautpsächlich wert darauf, dass mich mein Hund nicht beißt. Ich kenne viele Hunde wo das der Fall ist u. daher liegt meine Priorität hierrauf u. Eika hat doch sicherlich auch eine Menge an tollen Eigenschaften.
(Sorry Marion fürs offtopic)
Hallo Bettina!
Sagen wir einfach wir arbeiten dran!! 😉
Wir klasse, danke :daumen: 😀
Tja, ähm, dann ist es für mich sogar schon zu spät…
Kalr, hat sie die, niur nervt mich das, daß ich immer alleine mit dem Hund gehe, anderen Hunden ausweichen muß…
Gruß SilkeS.
Hallo Silke, das war ein sehr langer Weg bis dahin und klappen tut das auch nicht immer, ich will ja auch keinen Roboter sondern einen Hund. Ein Lebewesen mit Fehlern, genau wie ich sie habe. So hat man wenigstens jeden Tag eine Aufgabe. Stell Dir vor, Eika wäre ein troddeliger Hund, der alles und jeden akzeptieren würde, den nichts aus der Fassung bringen könnte und der total langweilig durch die Gegend schlappen würde? Wolltest DU sowas? Ich nicht!
Nur über Vertrauen, erkennen eigener „Fehler“ und viel Beobachtung des Hundes und dementsprechender Reaktion kommt man da irgendwann hin. Ausserdem war das gestern die löbliche Ausnahme. Du weisst ja, wie oft ich auch schon schrieb, dass Kenai ausgetickt ist. Bei Begegnungen mit Hunden macht sie das übrigens immer noch. Auch daran müssen wir noch viel arbeiten.
Ausserdem hab ich Kenai ja von klein auf, Du Eika nicht. Kenai wird bald 3 also kannst Du Dir ausrechnen, was das an Energie, Zeit und nerven, abgesehn von Trainerkosten in Anspruch genommen hat.
Du musst erstmal in mühevoller Kleinarbeit rausfinden, was Eika schon alles erlebt hat, was sich manifestiert hat und wie Du damit umgehen musst, damit ihr ein „Miteinander“ findet.
Im übrigen finde ich nicht, dass ihr davon noch Meilenweit entfernt seit, sondern schon relativ nah dran. Du kannst wirklich stolz auf Dich und Eika sein! In so kurzer Zeit habt ihr eine Menge geschafft, und den Rest schafft ihr auch noch! Und perfekt ist niemand, kein Hund und kein Hundehalter, das musst Du Dir immer wieder vor Augen halten!
Mein Wahlspruch lautete schon immer: Ich bin nicht perfekt, aber perfekt ich selbst, mit allen Ecken und Kanten! (und davon gibts ne ganze Menge)
Im übrigen hab ich Dir eine PM geschickt. Schau mal nach!
Ich finde auch, dass ihr schon eine Menge geschafft habt. Und es wird „plötzlich“ noch viel mehr klappen, wenn Du Dir und Deinem Hund einfach vertraust. Es wird immer wieder etwas schief gehen, dafür sind wie alle nur Menschen und unsere Hunde sind Lebewesen.
Ausserdem ist es doch viel einfacher, wenn man sich vormacht, einen gut erzogenen Hund zu haben, als zuzugeben, dass man ein Problem hat an dem man arbeiten muß.
Hallo Marion,
heute kam ich endlich mal dazu, Deine Berichte zu lesen. Super !!! [ img ]
Die Geschichte mit Beckenbauer ist auch klasse. Die kannte ich auch noch nicht. :groehl:
Liebe Grüße Inga [ img ]