Wie ja einige von Euch wissen, haben wir im Oktober ein neues Familienmitglied bekommen: Marnie, eine ca. 5 jährige Labrador-Hündin aus dem Tierschutz. Marnie hat unsere Geduld und Creativität ganz schön auf die Probe gestellt und hat uns teilweise an den Rand der Verzweiflung getrieben.
Nun ist in diesem Thread der Vorschlag aufgeworfen worden, für Hundehalter die Verpflichtug zum Ablegen eines Hundeführerscheins einzuführen. Ich habe hier mal Links zum Hundeführerschein:
http://www.vdh.de/angebote/ausbildung_pruefung.php
http://www.bhv-net.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=48&Itemid=13
http://de.wikipedia.org/wiki/Hundef%C3%BChrerschein
Ich hätte jetzt gerne mal gewußt, wie Ihr zu dem Thema steht. Wie steht Ihr zu einem allgemeinen Tierführerschein, bzw. einen Führerschein für die jeweilige Tierart zugeschnitten. Ich weiß, dass es für Krummschnäbel zumindest Zuchtgenehmigungen gibt, bei denen man Sachkunde nachweisen muß.
Haltet Ihr einen Tierführerschein für sinnvoll?
Meine Meinung zu diesem Thema:
Ich beschränke mich hier mal auf einen Hundeführerschein, denn von andern Tierarten weiß ich zu wenig.
Prinzipiell finde ich einen Hundeführerschein gut. Er dient dazu, dem (zukünftigen) Halter ein gewisses Grundwissen über Hundehaltung/-erziehung etc. zu vermitteln. Da so ein Führerschein immer auch mit dem Besuch einer Hundeschule verbunden sein sollte, wird (hoffentlich) auch praktisches Wissen vermittelt. Lt. verschiedener Prüfungsordnungen soll es möglich sein, diesen Hundeführerschein auch mit einem ängstlichen/angstaggressiven Hund zu bestehen, wenn ich als Halter entsprechend vorausschauend handele. Soweit, so theoretisch.
Praktisch habe ich, insbesondere mit Marnie, die Erfahrung gemacht, dass mich so ein, am grünen Tisch entwickeltes Pamphlet keinen Millimeter weiter bringt. Marnie ist unser zweiter TS-Hund. Unsere erste Hündin, Lena, auch ein TS-Hund, hat uns 9 Jahre begleitet und wir haben durch sie schon einiges im Spektrum möglichen Hundeverhaltens kennen gelernt. Bevor wir Marnie übernommen haben, hatten wir hier eine Vorkontrolle, die ebenfalls einiges Wissen abgefragt hat, uns dazu befragt hat, wie wir uns auf einen TS-Hund vorbereitet haben, wo wir Probleme sehen, wie wir sowas evtl. lössen wollen etc. Ausserdem wurden wir noch mal auf bekannte Probleme von Marnie hingewiesen und dazu befragt, ob wir uns zutrauen, damit umzugehen. Wir haben erklärt, welche Probleme wir bei Lena gelöst haben und wie wir uns vorstellen, sowas bei Marnie zu lösen. Wir fühlten uns gut vorbereitet und haben Marnies Ankunft entgegengefiebert.
Nachdem wir Marnie übernommen hatten, war erst mal Friede, Freude, Eierkuchen. Die bekannten Problemstellen zeigten sich nicht als sooo große Baustellen, wie wir befürchtet hatten. Wir haben uns in einer HuSchu angemeldet und gleich auf die bekannten Probleme hingewiesen, so dass wir dort einen für Marnie passenden Kurs gefunden haben. Marnie hat sich prächtig entwickelt und uns Vertrauen entgegengebracht. Wir haben ihr geholfen wo es ging und sie hat gelernt zu schauen, was wir sagen/zeigen. Damit habe ich die Voraussetzungen lt. Hundeführerschein zum Führen eines Hundes.
Die Probleme, die dann aufgetaucht sind, könnt ihr gerne im Hundeforum, [url=’http://www.tierforen.net/index.php?page=Thread&threadID=12685′]Wir kriegen ein neues Familienmitglied[/url] nachlesen. Darauf waren wir nicht vorbereitet und die landläufig empfohlenen Vorgehensweisen sind alle nach hinten losgegangen. Unsere Grenzen waren irgendwann erreicht, wir wußten nicht mehr weiter.
Was ich damit ausdrücken will: Jeder Test, jede vorherige Überlegung ist reine Theorie. Die Praxis verlangt uns u.U. ganz andere Sachen ab. Wie will ich mit einem derart theoretischen Test herausfinden, wie ein (zukünftiger) Hundebesitzer mit ernsthaften Problemen umgeht? Wie will ich sicherstellen, dass ein Hundebesitzer überhaupt merkt, dass er ein Problem mit seinem Hund hat? Man kann jetzt natürlich sagen, wer sich einen TS-Hund holt, ist selber schuld und muß vorher sicher stellen, dass er/sie damit umgehen kann. Aber haben nicht auch solche Leute ein Anrecht auf sachkundige Hilfestellungen bei echten Problemen? Merken solche Leute, dass sie sich einen Problemhund ins Haus geholt haben? Ich hab schon im Tierheim Hunde angeboten gekriegt, wo ich von vornherein gesagt habe, da sind meine Grenzen schneller erreicht, als ich „piep“ sagen kann, aber die Hunde sollen als problemlos vermittelt werden. Dann die Sache mit den Züchtern und Vermehrern: ein verantwortungsvoller Züchter achtet nicht nur auf die Gesundheit und die Anlagen seiner Hunde, sondern auch darauf, ob die zukünftige Familie auch zu der gewünschten Rasse passt. Ein Vermehrer ist darauf aus, möglichst schnelles Geld mit der Ware „Hund“ zu machen. Dem ist die Gesundheit seiner Tiere egal und er wird auch keinen Welpeninteressenten wieder wegschicken, weil Familie und Hunderasse nicht zusammenpassen. Ein verantwortungsvoller Züchter steht seinen Welpenkäufern mit Rat und Tat zur Seite, bei einem Massenvermehrer kann man froh sein, wenn er überhaupt etwas über die Rassen weiß, die er vermehrt und verkauft (ein Irish Setter? der wird etwa so groß wie ein Cocker Spaniel, der braucht nicht viel Auslauf … ok, es liegen nur knapp 30 cm Größenunterschied zwischen den beiden Rassen und über den Auslauf schweigen wir jetzt mal).
Bei uns im Verein ist jetzt ein Abgabehund angekommen, der mit 15 Monaten noch nicht stubenrein ist. Die Vorbesitzer haben sich furchtbar darüber aufgeregt. Bei Nachfrage, ob sie denn mal beim TA waren, kam die Antwort nöö, das kostet ja bloß. Bei der Frage, wie oft sie mit dem Hund rausgehen, kam die Antwort: je nach Wetter. Bei genauerer Nachfrage wurde dann gesagt, dass man bei schönem Wetter 1x für ca. 15 Min. rausgeht, wenn das Wetter schlecht ist, dann eben nicht. Dann kriegt der Hund halt nichts zu trinken, damit er nicht raus muß :mauer: Sorry, wie will ich mit einem Test den gesunden Menschenverstand (zukünftiger) Hundebesitzer testen. Und ganz ehrlich: selbst wenn es abgefragt würde – Papier ist geduldig. Hinterher kommt keiner kontrollieren, wie ich mit meinem Hund tatsächlich umgehe.
Soweit mal meine Meinung zu dem Thema. Wie steht ihr dazu? Ich freu mich auf eine anregende Unterhaltung.
Hallo Claire
Ich habe einen Traum (jetzt mal speziell bei den Hunden): Dass sich die Menschen, die sich einen Hund ins Haus holen wollen, schon einige Wochen vorher mit Hunden konfrontieren, angeleitet von Trainern. Sich also nicht mit dem Thema Hund beschäftigen, sondern mit den Hunden selber.
Ich finde, dass sich dafür z.B. die Welpenstunde gut eignet, denn dort wird (so sollte es zumindest sein) vieles abgedeckt: die Hunde zeigen ihren unterschiedlichen Charakter; die Körpersprache der Hunde wird erklärt; das Miteinander der Hunde ist zu beobachten und wird erläutert; die Hundebesitzer werden angeleitet, für ihre Hunde richtig zu sorgen (z.B. wenn der eigene Hund zu sehr bedrängt wird oder vor etwas Angst hat); und auch die Lerntheorie sollte dabei sein, weil die ersten Kommandos schon spielerisch eingeführt werden. Außerdem sieht man die Probleme, die auftauchen können: der Hund ist zu wild; reißt an der Leine; macht in die Wohnung; demoliert die Wohnung; …..
In einer Welpengruppe tobt das wirkliche Leben 😀 . Wenn man sich als zukünftiger Hundebesitzer mehrmals dazu stellen kann und auch die Möglichkeit bekommt, Fragen zu stellen, dann, so denke ich, kann man sehr viel lernen. Ich gebe zu, dass man nicht vor allen Schwierigkeiten gefeit ist, es gibt eben immer die speziellen Hunde. Aber es könnte sich schon ein gewisses Hunde-Gefühl entwickeln.
Hm, bin ich auf dein Thema eingegangen?
Find ich schon 😀 die Idee finde ich gut. Unsere Hundeschule bietet sowas ähnliches auch an, ich frag mich bloß, wieviele Leute sowas auch annehmen :nixweiss:
Keiner. Zumindest nicht bei uns.
Zumindest schlage ich es oft genug Hundebesitzern vor, die Probleme haben, in die Sozialisierungsstunde zu kommen. Mit Lifekommentar, sozusagen. Viele haben wirklich großes Interesse daran, es ist aber noch nicht einer erschienen.
Hallo Ihr Lieben,
ja ich lebe noch 😀
Also ich bin generell gegen einen Hundeführerschein. Warum? Erstens finde ich fraglich, wer es prüfen soll, ob ich ein guter Hundehalter bin oder nicht, das gestehe ich kaum jemandem zu. Nur weil ich meinen Hund draußen evtl. gut führen kann, er gut horcht und ich keine Probleme mit ihm habe, heißt das nicht, dass ich ein guter Hundehalter bin. Erziehung eines Hundes hat bei mir nichts mit Beziehung zu tun. Ist mir doch in den letzten Monaten aufgefallen, dass ich einen sehr gut erzogenen Hund habe und das die Beziehung auf der Strecke geblieben ist, was wir jetzt nachholen – aber wem fällt das schon auf…
Was ich allerdings vorschlagen würde, dass jeder der vorhat sich einen Hund zu holen, erstmal mit sich selber beschäftigt. Denn nur wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, kann ich ein guter Hundehalter sein. Wie sage ich immer, jeder ist für sein Glück selbst verantworlich und wenn ich mich damit mal näher beschäftige, merke ich auch, dass ich es beeinflussen kann, ob mein Hund Verhaltensstörungen aufweist oder nicht. Jede Verhaltensstörung die mir ein Hund aufzeigt, steht in Verbindung mit dem Besitzer – es ist ein Hilferuf, der mir aufzeigt, dass was im System-Mensch-Hund falsch läuft, es ist wie so ein Kreis, der ins schlingern kommt;…zeig mir deinen Hund und ich sage dir, was Dich beschäftigt und erkenne sogar deinen Charakter…
Dann würde ich noch ein Kommunikationstraining vorschlagen und zwar mit den Mitmenschen. Denn wer sich selber nicht verständlich machen kann, der hat auch sicherlich Probleme damit, seinem Hund etwas zu verdeutlichen. Dazu würde ich noch vorschlagen, dass man mal schaut wie man auf andere Mitmenschen wirkt – Körpersprache, eher unsicher, souverän – denn vor meinem Hund kann ich nichts verbergen. Ich persönlich würde daher erst den Menschen im Sozialen schulen und mich erst dann mit dem Thema Hund befassen.
Und ich gestehe jedem Hundehalter Fehler in der Hundehaltung zu, auch massivere, denn wenn man nicht weiß, wie man es richtig macht, hat man auch nichts falsch gemacht 😉 (und aus Fehlern lernt man…)
Früher wollte ich immer mit Hunden arbeiten, aber ich finde es fast spannender mit deren Menschen zu arbeiten und sie dann wieder zusammenzuführen. Für mich ist es auch schon lange kein Hundetraining mehr, sondern Menschentraining und darauf liegt mein Schwerpunkt und ich würde mir wünschen, das mehr Hundetrainer und Hundeschulen auf die Psyche der Hundehalter eingehen würden, als darauf, wie bringe ich einem Hund „Sitz“ bei. Und das alles ist bei einem Hundeführerschein nicht gegeben.
Hallo Bettina
hast du dieses Thema geahnt? 😉
Du willst dem Menschen einen Spiegel vorhalten? Finde ich gut, es ist aber sehr schwer.
Momentan haben wir eine Gruppe, die gerade aus den Welpenschuhen herauswächst. Welpen sind von Natur aus sehr lebhaft, aber es sind tatsächlich Welpen dabei, die sind einfach nur gaga, vollkommen abgedreht. Wir zeigen durch verschiedenste Ruheübungen, dass der Hund runterkommen kann, wenn der Halter sich entsprechend verhält, reden über die Alltagssituation usw.. Die mit den ausgeticktesten Hunden nehmen sich am wenigsten davon an, obwohl sie jedesmal überrascht sind, wie gut es doch geklappt hat. Oder wenn die Hunde getauscht werden und diese „plötzlich“ so gut mitmachen, obwohl der fremde Hundehalter doch verunsichert ist, weil er nicht so richtig weiß, wie er mit fremden Hund umgehen soll. Es kommt immer ein „Aber….“ und eine wegwerfende Handbewegung Richtung Hund. Kein Wunder, dass die Hunde so sind, wie sie sind. :thumbdown:
Wie willst du diesen Menschen klarmachen, dass sie schon, bevor der Hund kommt, sich drum kümmern müssen? Für sie muss der Hund lernen, nicht sie, denn sie wissen ja, wie das Leben so läuft, und da muss der Hund sich eben dran halten. Mit Inbrunst bestätigen sie, dass jeder Hund einen eigenen Charakter hat, dass es Lebewesen mit sozialen Fähigkeiten sind, dass ihr Hund nicht dumm ist,….. Und doch liegt es am Hund, wenn er sich falsch verhält, nie bzw. seltenst am Menschen.
Versteh mich bitte nicht falsch, ich liege ganz auf deiner Linie. Ich frage mich nur, wie man dahin kommt.
Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor. :kiss:
@Claire
kommen wir zu sehr vom Thema ab?
So, hier bin ich wieder. Ich bin ein paar mal nachdem ich lange Antworten geschrieben habe, rausgeflogen – Sch***technik …. X(
Nöö, ihr kommt nicht vom Thema ab. Ich finde Eure Gedanken sehr infomativ. Wenn sich bloß alle Menschen soviel Gedanken machen würden ….
Ich hab mir jetzt eine neue Hundeschule gesucht – mal sehen, auf was für Leute ich da treffe …
Kleiner Tipp: Vor dem Absenden alles markieren und kopieren (Strg + C), dann kannst du den Text notfalls nochmal einfügen (Strg + V), falls du rausfliegst. 😉
hihi, Du glaubst doch wohl, dass ich nicht rausfliege, wenn ich das vorher kopiere 😀
Nein, so war das nicht gemeint. 😉
Aber wenn du das vorher kopierst, bleibt das im Zwischenspeicher erhalten und du kannst dich neu einloggen und es wieder einfügen.
hab ich schon so verstanden. Es ist nur so, wenn ich es vorher in den Zwischenspeicher speicher, flieg ich unter Garantie nicht aus dem Forum, aber wehe, ich hab nicht zwischengespeichert ….. Da gibt’s bestimmt so einen kleinen www-Teufel 😀
Ahhh, so meintest du das. 😀
Ja, manchmal ist es verhext. 😉