Hallo! Ich brauche mal euren fachmännischen/ fachfrauischen Rat zum Thema Angsttraining beim Hund.
Ich habe eine fast 1,5jährige Hovi-Hündin. Sie ist eigentlich völlig unproblematisch, aber… schon immer ein etwas ängstlicher Hund gewesen.
Jetzt ist Anfang letzte Woche etwas -für sie sehr traumatisches passiert: Sie war mit meinem Mann in der Stadt. Weil er kurz etwas erledigen wollte, hat er sie vor einem Geschäft angebunden, idiotischerweise an so einem losen Aufsteller (Werbesschild). Jedenfalls muss sie sich vor irgendwas erschreckt und irgendwie dieses Ding umgerissen haben. Das hatte zur Folge dass sie sich noch mehr erschrocken hat und in voller Panik durch die halbe Innenstadt gerannt ist – eine ziemliche Strecke mit diesem Dingen an der Leine hinterher. Mein Mann hat das mitbekommen und ist ebenfalls in Panik hinter ihr her, konnte sie aber erst auf halbem Weg nach hause einfangen. Da war sie schon über mehrere Straßen gerannt (Gott sei Dank war wenig Verkehr und niemand – Hund und Mensch ist zu Schaden gekommen).
Das zu der Geschichte. Bitte keine Kommentare dazu wie unverantwortlich und idiotisch es war den Hund so festzumachen etc. und was hätte alles passieren können. Ich habe meinem Mann schon gehörig den Marsch geblasen. Aber das ändert auch nichts an der Sache – das Kind (oder der Hund) ist jetzt in den Brunnen gefallen.
Meine Maus ist natürlich logischerweise völlig traumatisiert – alles was unerwartet laut ist (metallisches Klappern vorrangig, aber auch andere Sachen was ihr auf dem Weg durch die Stadt begegnet sein muss) macht ihr Angst. Und zwar so, dass sie tendetiell flüchten will, was ein ziemliches Problem darstellt.
Ich habe jetzt schon mehrere Tage mit ihr ein „Angsttraining“ gemacht. Also mit Leckerchen an Geräusche gewöhnt. Erst zu hause, dann bei uns in der Umgebung. Die Leute schauen immer ganz doof, wenn ich mit meinem Hund 5x an einer Baustelle auf und ab gehe und am Metallzaun rappel oder mich wie blöde freue, was für tolle Geräusche so ein Mülltonnendeckel doch machen kann etc.. So langsam ist auch schon ein Erfolg zu sehen – wenn ich irgendwo klapper, dann erwartet meine Maus schon freudestrahlend ihr Leckerchen.
Aber – und jetzt komme ich zu dem Punkt wo ich Rat brauche – das sind ja sozusagen künstliche Situationen. Ich führe den Hund an das Geräusch heran und zeige ihr: „das ist so super wenns klappert – da gibs immer was leckeres…“ Was mache ich denn mit plötzlichen Geräuschen, die ich nicht beeinflussen oder wiederholen kann (z.B. Auto mit Anhänger rumpelt an uns vorbei)? Das sind die Situationen, wo sie heftig zusammenzuckt und sich mit eingeklemmten Schwanz hinter mich flüchtet. Bisher handhabe ich das so, dass ich dieses Verhalten ignoriere, sie ruhig anspreche, zurück ins Fuß hole und wenn sie wieder halbwegs entspannt neben mir läuft dann gibs ein Leckerchen. Ich bin mir aber unsicher, ob das so richtig ist. Und meine größte Sorge ist, dass ich – wenns falsch ist – ihr Angstverhalten noch verstärke.
Es wäre sehr nett, wenn ihr ein paar Tips für mich und meine Kleine hättet.
m.
Hallo millersangel
beim Lesen kam mir eine Frage in den Sinn, die du am Ende schon beantwortest hast: Was machst du üblicherweise, wenn dein Hund Angst hat?
Das Ignorieren wird von vielen falsch verstanden. Es wird nicht der Hund bzw. sein Verhalten ignoriert (was viele denken), sondern das, was für den Hund die Gefahr darstellt. Soll heißen, dass du ignorierst, weil es nichts zu bemerken gibt, weil es nichts gibt, was eine Gefahr bedeutet.
Ein Hund, der sich am Besitzer orientiert, begreift dadurch, dass die Welt in Ordnung ist, denn er sieht, dass der Besitzer nicht beunruhigt ist.
Es gibt aber Hunde, für die das, was sie gerade ängstigt, trotzdem gefährlich ist. Wenn der Besitzer diese Gefahr, die für so einen Hund definitiv da ist, ignoriert, kann er sich nicht an ihm orientieren.
Ist dein Hund noch ansprechbar in solchen Situationen, nimmt sie ein Leckerchen? Wenn nicht, wie lange? Wie reagiert sie dann? Wie sieht ihre Körperhaltung aus? Schaut sie dich an? Hat sich ihr Verhalten gesteigert, oder ist es weniger geworden?
Wie handhabst du diese Situation im ersten Moment? Wohin bewegst du dich, ziehst du sie mit, was sagst du?
Ich hab mich wohl doof oder umständlich ausgedrückt…
Nochmal – Angst macht momentan alles laute oder metallisch Klingende. Auch Geräusche, die ihr vorher völlig wurscht waren. Hier zuckt sie zusammen und duckt sich ausweichend hinter mich.
Mit dem Ignorieren meinte ich das so, dass ich sie in dem Angst-Moment nicht tröste, streichel oder etwa schimpfe, wenn sie mich beim hinter-mich-springen/ziehen manchmal fast umreißt (sie ist zwar schmal für ihre Rasse, aber wiegt trotzdem ca. 25-28kg). Ich gehe also darauf nicht weiter ein, auch beachte ich selber das plötzliche Geräusch nicht, ich versuche (…) einfach normal weiter zu gehen, sie wieder ins Fuß zu holen und dann zu belohnen.
Wenn ich die „Gefahr“ vorher sehe, gehe ich momentan die Strecke direkt mit
Leckerchen (z.B. Baustelle mit klapprigem Zaun, Mülltonne oder sowas in der
Art). Das klappt auch ganz gut – weil nach zwei-dreimal vorbeilaufen
ist diese eine Sache dann wieder ausgestanden.
Also im Prinzip habe ich momentan bei jedem Spaziergang alles entspannte Verhalten belohnt (Clicker – Leckerchen), so wie man mit dem Hund übt locker bei Fuß zu gehen.
Problematisch sehe ich plötzliche Straßen-Geräusche, die ich nicht
beeinflussen kann (- ich kann ja nicht den Autofahrer mit dem
klapprigen Anhänger oder der Hupe dreimal an mir vorbeifahren
lassen…). Ich weiß einfach nicht genau, wie ich damit umgehen soll. Einfach so wie ich es jetzt tue – also weitergehen, als wär nix gewesen? Es nutzt in der Situation ja nichts, nochmal zu drehen und die gleiche Strecke zu laufen, weil das Geräusch ja dann fehlt… oder habe ich da einen Denkfehler?
In die Innen-Stadt (Einkaufspassage) können wir momentan gar nicht, weil sie da richtig Panik bekommt. Ich habe es 1x in Ansätzen probiert, aber musste es abbrechen und war ehrlich geschockt, wie tief dieses Erlebnis bei ihr sitzt. Da reagierte sie nämlich irgendwann auf gar nix mehr und klemmte den Schwanz ein und fing an zu winseln. Da konnte ich noch so selbstsicher auftreten und die ganzen „Gefahren“ ignorieren… Das ging überhaupt nicht.
Nein, hast du nicht. Ich aber hätte vielleicht ein wenig ausführlicher sein können. 🙂
Ich sehe dich und deinen Hund nicht und versuche, mir ein Bild zu machen. Für mich besteht der Hund nicht aus einzelnen Segmenten, sondern ich muss ihn im Ganzen betrachten, und dich dazu. Ein Hund sollte nicht auf einzelne Probleme gearbeitet werden, sondern sein Charakter spielt dabei eine wichtige Rolle. Häufig verschwinden, wenn man das macht, andere Probleme wie von Zauberhand. Mir schwirrt also im Kopf herum: Wie sind die beiden unterwegs, wie agieren und reagieren sie miteinander und aufeinander? Erst, wenn man darüber mehr weiß, kann man was sagen, sofern das aus der Entfernung überhaupt geht.
Aktuell würde ich solche „Gefahren“ grundsätzlich in den nächsten Tagen meiden. Warum? Bei so einem Erlebnis wird der Körper mit Stresshormonen überflutet, die mehrere Tage brauchen, um abgebaut zu werden. Wenn in dieser Zeit deine Hündin (wie heißt sie überhaupt?) immer wieder Stress hat, verschwinden diese Hormone nicht, die Organe laufen auf Hochtouren weiter. Lass sie also erstmal runterkommen. 😉
Deiner Beschreibung nach funktioniert eine Gegenkonditionierung nicht bei ihr, bzw. nur für den Moment, aber nicht fürähnliche Situationen.
Ich persönlich würde grundsätzlich an diesem Geräusch arbeiten. Macht sie etwas sehr gerne? Gibt es etwas, wo sie vor Freude hochdreht? Mit 1,5 Jahren ist sie doch bestimmt noch sehr agil, oder?
Wenn die Rekonvaleszenzzeit 😀 um ist, würde ich bewusst eine Situation herbeiführen, bei der so ein Geräusch vorkommt, vielleicht hilft euch jemand versteckt dabei. Vorher mit ihr spielen, pusch sie hoch, es muss richtig abgehen, sodass die Glückshormone ihr aus den Augen sprühen. Irgendwann kommt dieses Geräusch, beim ersten Mal aber sehr leise! Je nachdem, was sie macht, geht es dann weiter:
Kann sie weiterspielen? Dann macht weiter, irgendwann das gleiche Geräusch, es darf sich nur langsam steigern. Wenn sie anfängt zu lauschen, dann lasst sie für einen Moment in Ruhe, wenn sie euch anschaut, dann dürft auch ihr ruhig dahinsehen, aber locker. Damit zeigt ihr, dass ihr alles mitbekommt (im Gegensatz zu sonst, wo ihr ignoriert und für eure Hündin taub durch die Gegend lauft). Sobald ihr merkt, dass sie auch lockerer wird, spielt ihr weiter.
Könntest du dir das vorstellen?
Da habe ich wohl mal wieder zu viel auf einmal gewollt.
Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, es mit Spielzeug zu versuchen und so – aber wie soll das beim Gassigehen funktionieren? Ich will ja, das sie „schön“ bei Fuß geht. Denkfehler!
Ok, dann versuch ich´s ganz anders! Nochmal 10 Schritte zurück. Keine Gegenkonditionierungsspaziergänge mehr – wobei klappernde Baustellenzäune und Mülltonnendeckel mittlerweile ja kein Geräuschproblem mehr sind (is ja schon mal etwas… pff). Ich hab mir nämlich schon irgendwie gedacht, dass es nichts bringt, einfach „taub durch die Gegend zu latschen“ und sie wird schon merken, dass auch plötzliche Geräusche nicht so schlimm sind – dann hätte es ja besser werden müssen… isses aber nich. Ich mein, es ist Gott sei Dank in den paar Tagen auch nicht schlimmer geworden. Aber sowas verselbständigt sich ja schnell.
Wenn ichs richtig verstehe, dann muss ich es im Prinzip genauso machen, wie wir ihr (sie heißt übrigends Cara) Autofahren beigebracht haben. Es hat vier Tage gedauert ehe wir normal einsteigen konnten und ungefähr 14 Tage, ehe ich wirklich mal „richtig“ losgefahren bin.
Also: erstmal alles stressige angstauslösende meiden (also eher im Garten bleiben und keine großen Gassirunden) und dann irgendwann ganz langsam diese Situationen (Krach/ Unerwartete Geräusche) in der Spielsituation herbeiführen und dann weiter ausbauen.
Sie steht total auf dogfrisbee (wir üben mit Tricks und so, aber nicht für Wettkämpfe) – da geht sie völlig ab. Einmal mit den Frisbees gewunken und sie würde glaub ich sogar das Futter stehen lassen… Das wird klappen.
Danke, das hat mir schon viel weitergeholfen. Jetzt bin ich wieder optimistischer, und denke ich kann ihr doch helfen, das Trauma zu überwinden. Und wenn sie insgesamt gegenüber „komischen“ Geräuschen sicherer wird – dann erledigt sich das Stadt-Problem vielleicht auch mit.
Ich hab mal vor einiger Zeit ein Seminar gemacht bei alteingessenen Trainern, ich meine, dass sie auch Hovis züchteten. Beide sehr liebevoll mit Hunden, konnten deren Körpersprache super lesen, allerdings auch nicht ganz zimperlich, ich habe bei ihnen den exakten Leinenruck gelernt. Naja.
Wir haben in unserer Anfangszeit auch fleißig ignoriert, auf Teufel komm heraus, denn es gilt ja als Allheilmittel bei (fast) jedem Trainer. Es wurde mit unserer Hündin aber immer schlimmer, sie drehte vollkommen ab, nahm nichts mehr wahr, war danach den halben Tag völlig daneben. Als ich denen das erzählte, hatte die Frau wirklich Tränen in den Augen bei dem Gedanken, wie alleine ich meine Hündin gelassen hatte in ihrer Not.
Wir haben unser Problem anders gelöst, nicht über Trieb, wie ich dir gerade vorschlug. Aber das ist ein anderes Thema, ich denke, dass es bei euch auch so gehen könnte. Achte darauf, dass ihr mit der Lautstärke der Geräusche vorsichtig seid, nicht, dass es so laut beginnt, dass sie sich erschreckt und auch das Dogfrisbee ablehnt. Vielleicht könnt ihr auch anders mit ihr spielen, rumlaufen, juchzen, klatschen, fangen spielen?
Beobachte Cara, sie zeigt dir genau mit ihrer Körpersprache, was du wissen musst. Kennst du die Beschwichtigungssignale bzw. Calming Signals?
Fällt mir noch ein:
Übungen sollten immer nur schön sein und Spaß machen, damit sie in ernsten Situationen, in denen man sie wirklich braucht, 1A sind. Denn ohne Stress lernt es sich leichter.
Von Calming signals habe ich gelesen – allerdings auch kontrovers… denn auch da wird viel als Allheilmittel verkauft und von anderen wird das Gegenteil bewiesen (bspw. T.Rugaas versus G.Bloch) … Ich finde es aber trotz allem ganz gut darüber etwas zu wissen, weil man die Körpersprache seines Hundes anders wahrnimmt oder überhaupt wahrnimmt und beachtet.
Zum Thema Spielen: Wir machen natürlich nicht nur dogfrisbee, sondern auch andere Sachen (Fangen, Verstecken oder um die Wette rennen ist auch hoch im Kurs), schließlich muss es immer spannend und interessant bleiben. Für das momentane Training wegen Caras Angst werden wir viele verschiedene Spiele einsetzen – damit sie nicht das Geräusch/ Krach mit einer bestimmten Aktion verknüpfen kann. Denn dann hätten wir ja nix gewonnen.
Aber Dogfrisbee ist trotzdem das allergrößte für Cara – da geht nix drüber, sie will nie freiwillig aufhören -egal wie ausgepowert sie ist. Obwohl sie sich an gewisse Kommandos oder bestimmte Abläufe halten soll – ich habe das Gefühl, gerade weil sie ihr Köpfchen mit einschalten muss, macht es ihr so irre Spaß – „nur“ Stöckchen schmeißen o.ä. ist schnell langweilig für sie.
Ich weiß, dass Übungen immer Spass machen sollen. Habe mich nicht ganz klar ausgedrückt. Ich meinte, wenn ich mit einem Spielzeug in der Hand mit Cara Gassigehen würde (als Ablenkung oder wie wenn ich Leckerchen hätte – so dachte ich), dann hätte ich ein wildes Känguru neben mir – keine Rede mehr von lockerem Fuß an der Leine gehen… Das fände ich dann doch etwas anstengend und unpraktisch… schon wegen der andern Leute auf dem Gehweg. ;o)
Nebenbei bemerkt: Sie muss nicht die ganze Zeit in perfektem Hundeplatz-Fuß gehen, sondern für mich „schön“ d.h. relativ neben mir bei locker durchhängender Leine und wenn sie mal links oder rechts schnüffeln will, dann ist das auch ok – Hauptsache sie zieht mich nicht durch die Landschaft.
Hier mal ein tip. gehe mal auf [url=’http://www.vox-tiere.de/‘]www.vox-tiere.de[/url] und klicke da den Matin Rütter an. Der gibt viele antworten auf allemöglichen frage, auch Deine. Lies Dir das mal durch ist echt super der Mann. Meine Freundin praktiziert das mit ihrem Hund genauso und es ist leicht und logisch umzusetzten. l.Gr. Tina 😉
Hallo Tina
der Link wird nicht gefunden, stimmt die Adresse?
Den Rütter finde ich nicht schlecht. Aber: Von allgemeinen Tipps halte ich persönlich nichts, ganz besonders, wenn schon Probleme vorliegen. Selbst nach soviel Informationen, wie wir sie hier bekommen konnten, sind hierauf gegebene Ratschläge immer mit Vorsicht zu genießen. Direkter, ausführlicher Kontakt (also ein ausführliches Gespräch mit den Hundebesitzern plus Beobachtung des Hundes) ist durch eine Ferndiagnose nicht zu ersetzen, und erst Recht nicht durch allgemeine Tipps.
Am 29.09. bin ich übrigens auf einem Rütter-Abend. Bin gespannt, es soll sehr unterhaltsam sein. 😀
Ok.würde Dir gerne helfen, aber Du bist echt ein wenig weit entfernt von mir! Hmm, was genau iost Dein Anliegen? Kann Dir vielleicht aus der Entfernung helfen… ??L.Gr.
Hallo
Sprichst du mich an? Oder meinst du millersangel?
Millersangel.
Vielleicht hilft es, wenn ihr erstmal wieder in einer anderen Stadt (zu der sie keine Verknüpfung hat) langsam und minutenweise mit dem Stadt-Training wieder anfangt? Wenn ihr dann merkt, dass sie in Eurer Nähe trotz der Geräusche entspannt mitläuft, dann langsam und Stück für Stück in die Umgebung gehn, wo die Situation entstanden ist.
Hallo!
Danke nochmal für die vielen guten Hinweise!
Ich wollte kurz berichten, wie weit wir mittlerweile mit unserem Training sind:
Wir haben schon gute Fortschritte gemacht.
Wir können wieder in die InnenStadt gehen und sie hat eine relative entspannte Körperhaltung. Aber: Manchmal kommen halt unerwartete Situationen, die wir dann zusammen meistern müssen. Ich habe mein Verhalten völlig umgestellt, ich ignoriere nicht mehr ihre Angst, sondern versuche hundetypisch darauf einzugehen. (Das Buch von M.Rütter über Angsthunde habe ich quergelesen und hilfreiche Tips versucht umzusetzen, über calming signals habe ich mehr gelesen…)
Zum Beispiel sehe ich einen stehenden Rettungswagen mit blinkendem Blaulicht… da wären wir früher normal nicht dran vorbei gekommen. Also mache ich jetzt folgendes: ich verlangsame mein Schritttempo und mache evtl. einen kleinen Bogen um das Fahrzeug (Calming signals). So zeige ich ihr – Gefahr gesehen, aber als nicht schlimm eingestuft. Und siehe da wir können locker ohne Zucken und eingeklemmten Schwanz vorbeigehen. Ich habe bei solchen Situationen ein viel besseres Gefühl mittlerweile, seit ich Cara in ihrer Angst „ernstnehme“. Das klappt tausendmal besser als ignorieren (und wenn man mal über sich selber nachdenkt – wenn ich Angst/ Panik vor etwas habe, dann geht das Gefühl oder der Schreck ja auch nicht weg, nur weil kein anderer darauf eingeht…)
Bei anderen Sachen sind wir noch nicht so weit – plötzliche laute Geräusche oder visuelle Eindrücke (z.B. alte Männer mit raschelnder Tüte…; Metallklappern; Luftballons; gelbe Markisen die plötzlich im Wind flattern und soweiter) beeindrucken sie immer noch – aber auch da kann ich sie besser führen und wir können die Übeltäter erkunden und so die Angst abbauen.
Ich darf halt nicht gedankenlos mit ihr durch die Gegend latschen. Und mal eben Gassi gehen oder sie mal eben irgendwohin mitnehmen ist einfach nicht drin – alles ist irgendwie Training bzw. bedarf größerer Aufmerksamkeit meinerseits. Aber es lohnt sich und meine Hoffnung ist, dass ich irgendwann einen meist gelassenen Hund haben werde.
m. und Cara
Toll, dass ihr solche Erfolge habt.
Ja, es ist schon erstaunlich, welche Erfolge man hat, wenn man sich auf sein Bauchgefühl verlässt und den Hund als das behandelt, was er ist: Als ein Lebewesen mit Gefühlen, das seiner Art entsprechend geführt werden möchte.
Du gehst jetzt ähnlich an die Sache ran, wie ich das damals gemacht hatte, nur dass ich es sehr krass machen musste. Ich hatte es mal aufgeschrieben: [url=’http://haustierboard.ha.funpic.de/pets/index.php?page=Thread&threadID=8612′]http://haustierboard.ha.funpic.de/pets/index.php?page=Thread&threadID=8612[/url]
Es ist Arbeit, ja. Aber sie wird belohnt: Durch ruhige Hundeaugen, durch einen relaxten Hund. Und man ist gezwungen, sich intensiver mit dem Hund zu beschäftigen, wodurch die Beziehung noch schöner wird. 🙂
Ja, das stimmt völlig. Ich meine, ich habe mir auch schon vorher viele Gedanken gemacht und viel gelesen (z.B. bin ich total von Jan Fennel oder Günter Bloch begeistert – die Bücher habe ich verschlungen, lange bevor ich Cara bekommen habe.) – aber ich habe nicht die richtigen Schlüsse für mich daraus gezogen.
In aller erster Linie war der Fehler Angst als Verhalten zu sehen – weil genau genommen ist Angst ja ein Gefühl und das was wir sehen ist dann Verhalten (Körpersprache, Meideverhalten oder Flucht etc.). Ich kann zwar grundsätzlich unerwünschtes Verhalten mit Ignorieren verändern und positives Verhalten durch Belohnung verstärken, aber eben keine Gefühle…
Prüfungsangst, Flugangst oder Angst vorm Zahnarzt beim Menschen gehen schließlich auch nicht weg, wenn jeder dieses Gefühl ignoriert… im Gegenteil. Mensch setzt sich also damit auseinander oder nimmt jemanden mit, der ihn unterstützt und die Hand hält oder irgendsowas.
Und den armen Hund ignoriert man in seinem Elend… Dabei ist es als „Alpha“ doch meine Aufgabe mein Rudel zu beschützen.
Ich habe deinen Bericht gelesen und fühle mich bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es sind im Grunde genommen ja keine wahnsinnigen Veränderungen, die man vornehmen muss. Es ist kein Umstand sich nach dem klappernden Anhänger umzudrehen, einen Bogen um etwas „Bedrohliches“ zu machen, den Hund in Menschenmengen beschützend zwischen mir und meinem Mann laufen zu lassen oder stehen zu bleiben, wenn „was Komisches“ passiert und erstmal die „Lage zu checken“. Vor allem ist es das wert, wenn mein sonst total verängstigtes Mädchen auf einmal völlig unerwartet entspannt durch eine vorher unmögliche Situation geht – da kriegt man schon mal Herzklopfen vor Freude!
Danke nochmal für die Tips!
m.