Gedicht gegen Einzelhaltung

Der Vogel

Mein Horizont reicht bis zum Gitter

Aus Plastik meine kleine Welt

Einsam bin ich, weil du nicht einsiehst

Das man mich nicht alleine hält.

Manchmal siehst du in meine Augen

Nur im vorbeigehn, flüchtig, schnell

Erkennst du nicht mein ewig Leiden?

Für mich erscheint es groß und grell

Gottgleich glaubst du, bist du erschaffen

Unfehlbar Denken, Handeln, Wissen

Ich bin nur seelenlose Zierde

Kann keine Nähe, Liebe missen

Zwar erfasst mein Kopf nur kleine Dinge

Nie werd ich sprechen oder schreiben

Doch eine Sache weiß ich sicher

Das was ich kann, das nennt sich Leiden

Ich spüre Liebe, spüre Freude

Alle Gefühle kenn ich gut

Doch ausleben kann ich nur diese

Sie nennen sich: Kummer und Wut

Was bringt dir nur dein ganzes Wissen

Der vielen Bücher große Schar

Wenn die Bereitschaft fehlt, zu glauben

Fremde Gefühle sind auch wahr

Begreifen kann ich es wohl nicht mehr

Das du schuld bist an meinem Pein

Begrüß ich dich mit einem Zwitschern

Würd ich’s nur wissen würd ich schrein

Bald werd ich sterben, spür die Kälte

Mein Leid ist doch nicht ewiglich

Allein war ich, weil du nicht einsahst

Das es noch andere gibt als dich.

Eine Antwort auf „Gedicht gegen Einzelhaltung“

  1. Hallo silence,

    das ist wirklich traurig; hast Du richtig ergreifend geschrieben.

    Müßte man jedem Käufer eines Einzelvogels zustecken. 🙁

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